Chronik 1995 / 1996
131. Jahreshauptversammlung:
Die 131. Ordentliche Jahreshauptversammlung fand am 28. Oktober
1995 erstmals in der Geschichte des MGV Rankweil im Gasthof Mohren statt.
Nach der Begrüßung von Bgm. Kohler, des Ehrenobmannes, der
Ehrenmitglieder und eines Vertreters des Vorarlberger Chorverbandes durch den
Vorstand Sb. Werner Kopf folgte eine Trauerminute für den im letzten
Vereinsjahr verstorbenen Sb. Franz Marmsoler.
Die Entgegennahme und Genehmigung der Berichte der einzelnen
Sachverwalter erfolgte einstimmig. Als neues Mitglied in den MGV Rankweil wurde
Sb. Dir. Karl-Heinz Fritsche aufgenommen. Für 25 Jahre Mitgliedschaft wurden
Sb. Saba Salvatore und Sb. Adolf Burtscher geehrt. Das goldene Ehrenzeichen vom
Vorarlberger Chorverband und einen Zinnkrug vom MGV Rankweil erhielt Sb. Otto
Breuss für 40 Jahre aktive Sängermitgliedschaft.
Mit dem bronzenen Ehrenzeichen der Marktgemeinde Rankweil für 15
Jahre Vereinstätigkeit würdigte Bgm. Kohler unseren Chorleiter Sb. Josef Feßler.
Die Wahl der Vereinsleitung für weitere zwei Jahre wurde mit
zwei Stimmenthaltungen angenommen. Gewählt wurden:
1. Vorstand Werner Kopf
2. Vorstand Stefan Gabriel
1.
Chormeister SR Josef Fessler
2.
Chormeister HSL Adolf Burtscher
Schriftführer
Manfred Breuß
Kassier Otto Bechtold
1.
Tafelmeister Werner Bärnthaler
2.
Tafelmeister Helmut Hagspiel
Chronist Reinhard Preg (für
Vereinsjahr 1995/96)
Archivar Rudolf Rohrer
Mitgliederwart Heinrich Keckeis
3 Beiräte Hugo
Knecht, Hans Frick, Franz Schäfer
Mit einem Dank des Vorstandes an den Wirt des Hauses für die
traditionell bei einer Jahreshauptversammlung servierten Würste, gespendet von
Sb. Franz Schäfer, und dem Brot von Sb. Otto Breuss endete die 131.
Jahreshauptversammlung.
Erste Probe im neuen Vereinshaus:
Am 31. Oktober 1995 wurde die Akustik des neuen Vereinshauses in
der Bahnhofstraße getestet. Die 1. Probe bestätigte die Entscheidung, das
kommende Konzert in diesem Haus zu veranstalten.
Beerdigung Ehrenmitelied Heinrich Ehe:
Der 8. November 1995 war für den Liederkranz Rankweil ein
trauriger Tag. Die Sänger standen am offenen Grabe von Herrn Sb. Heinrich Ehe.
An diesem Tag wurde ein Sangesbruder zu Grabe getragen, der in seiner Art und
in seinem Wesen ein besonnener und ruhiger Mensch war. Sb. Heinrich Ehe war
über 60 Jahre lang ein begeisterter Sänger. Die Ehrenmitgliedschaft zeugt von
seiner Verbundenheit zum MGV Rankweil.
Übergabe der Fahnen und des Füllhorns an die Marktgemeinde
Rankweil:
Die alten Fahnen und das Füllhorn bekamen am 10. November 1995
den Platz, den sich diese kostbaren Schmuckstücke verdienen. Die Marktgemeinde
Rankweil nahm sie in ihre Obhut zur Verwahrung.
Singseminar Bizau:
Zum zweiten Mal fand in Bizau ein Singseminar statt. Vom 11. bis
12. November 1995 probten die Sänger auf bevorstehende Konzerte und Auftritte.
Der Abend war ein würdiger Rahmen für die Ehrung von Sb. Adam Ölz fur
60-jährige Mitgliedschaft beim Liederkranz Rankweil. Mit einem Bild von Sb.
Adam Ölz für Sb. Adam Ölz wurde sicherlich ein passendes Präsent gefunden, das
auch seiner Frau, unserer Fahnenpatin Kathi Ölz hilft, die einsamen Stunden zu
Hause an langen Probenabenden zu verkürzen. 25 Jahre aktive Mitgliedschaft beim
Liederkranz Rankweil und beim VSB. wurden an diesem Abend mit Sb. Adolf Burtscher
mitgefeiert.
Gedächtnisgottesdienst Basilika:
Der Gedächtnisgottesdienst für die verstorbenen Mitglieder wurde
in der Basilika unter Mitwirkung des MGV Rankweil am 19. November 1995
gestaltet.
Proben für Weihnachtskonzert in Übersaxen:
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Die Abende am 19.
und 21. Dezember 1995 wurden für Proben in der Kirche in Übersaxen anläßlich
des bevorstehenden Weihnachtskonzertes verbracht.
Weihnachtskonzert in Übersaxen:
Gebannt hörten am 26. Dezember 1995 die Sänger stündlich die
Wettervorhersagen. Der seit den frühen Morgenstunden eingesetzte Schneefall
erfüllte manchen Sänger mit Sorge. Das Problem der Beförderung nach Übersaxen
wurde mit Fahrgemeinschaften gelöst, wobei nicht die Nobelkarossen der
Sangesbrüder, sondern die Fahrzeuge der Ehefrauen die Schneemassen bewältigen
sollten. Daß die Technik nicht jedermanns Sache ist, bewies Sb. Gottfried Stelzel. Mit offenen Autofenstern bei Schneefall und
Temperaturen von weit unter 0° C von Übersaxen nach Rankweil zu fahren, wurde
den Sangesbrüdern Hugo Knecht, Heinrich Keckeis und Rudolf Begle zuteil.
Gott sei Dank war das Konzert, bei eher spärlicher
Besucheranzahl, gut über die Bühne gegangen. Die wunderschönen Stimmen dieser
Sangesbrüder hätten sicherlich auf Grund dieser Rosskur erheblich gelitten.
Gemütlicher Hock mit dem Kirchenchor Übersaxen:
Durch das fluchtartige Verlassen der Kirche nach dem Konzert -
schuld waren nicht die besinnlichen Liedvorträge, sondern die glatten
Schneefahrbahnen - wurde der geplante gemütliche Hock mit dem am
Weihnachtskonzert mitwirkenden Kirchenchor Übersaxen am 25. Jänner 1996 im
Gasthof Kreuz in Ranwkeil nachgeholt.
Schwartenmagenessen:
Das viel diskutierte Sparpaket dürften einige Sänger gründlich
missverstanden haben. Das Schwartenmagenessen " am 9. Februar 1996 fand
wie jedes Jahr im "Tüble" statt und war wie immer kostenlos. Etliche
Sangesbrüder waren sicherlich der Meinung, dieses ausgezeichnete Menü bezahlen
zu müssen. Anders war die geringe Anzahl von Sangesbrüdern nicht zu erklären.
Die übrige Menge Schwartenmagensalat reichte aus, um den Kirchenchor nach
dessen Probe ausreichend zu verköstigen. Nach dieser Gratisverpflegung von
Nichtmitgliedern ist zu befurchten, daß nächstes Jahr auch andere Vereine ihre
Proben und Zusammenkünfte auf diesen Termin verlegen werden.
60. Geburtstag Sb. Othmar Düringer:
Die Einladung von Sb. Othmar Düringer anläßlich seines 60.
Geburtstags nahmen die Sänger am 20. Februar 1996 dankend an. Im
"Tüble" wurde das Erreichen des Pensionsalters gebührend gefeiert.
Silberne Hochzeit Sb. Franz Schäfer:
Eine Abordnung der schönsten Sänger mit dem Vorstand
gratulierten Sb. Franz Schäfer und dessen Frau Anni am 22. Februar 1996 zur
Silbernen Hochzeit.
Faschingsumzug:
Der Faschingsumzug am 25. Februar 1996 füllte die Vereinskasse
wiederum etwas auf. Die Verköstigung der Umzugsbesucher übernahm wieder die
alte Standtruppe unter Führung von den Sangesbrüdern Hans Frick, Karlheinz
Würbel, Gabriel Stefan, Bechtold Otto,
Fink Ernst, Fink Helmut, Werner Bärnthaler. Weitere Sangesbrüder waren als
"Kassier" für Eintrittsgelder unterwegs.
Flurreinigung:
Umweltbewusstsein zeigte der MGV Rankweil am 13. April 1996.
Unter Mithilfe des Gönners und Fans "Usschealler" Hans Sturn wurde
die Flurreinigung entlang der Nafta Richtung Göfis durchgeführt .
Konzertproben im neuen Vereinshaus:
Für das Konzert im neuen Vereinshaus probten am 23. und 25.
April 1996 die Sänger.
Konzert im neuen Vereinshaus:
Überraschend groß war die Besucherzahl am 27. April 1996 im
neuen Vereinshaus in Rankweil. Unter Leitung von Chorleiter Sb. Josef Fessler,
der auch für die ausgezeichnete Liedauswahl verantwortlich war, bot der LK
Rankweil den Chorfreunden ein Konzert, das zu einem der besten in der langen
Liste der Konzertgeschichte des MGV LK Rankweil zählt. Die Möglichkeit, die
Vereinskasse einwenig aufzufüllen, nahmen die Sänger gerne an. Mit
musikalischer Untermalung durch Burli Baumgartner und seiner Band wurden den
Besuchern musikalische Leckerbissen gereicht.
Beerdigung der Frau von Sb. Alois Domig:
Sb. Alois Dornig musste am 10. Mai 1996 am offenen Grabe seiner
Frau stehen. Einige Sänger standen ihm in dieser schweren Stunde zur Seite und
boten Frau Domig die letzte Ehre.
Silberne Hochzeit von Sb. Helmut Hagspiel:
Wiederum durfte eine Abordnung der schönsten Sangesbrüder
ausrücken. Sb. Helmut Hagspiel feierte am 21. Mai 1996 mit seiner Frau
Hannelore die Silberne Hochzeit.
80. Geburtstag Rudolf Begle:
10 Jahre lang hatte Sb. Rudolf Begle Zeit, die Sangesbrüder zur
Wildbretpartie mit selbst erlegtem Wild einzuladen. War es 1986 anlässlich
seines 70. Geburtstags - wegen mangelndem Jagdglück in der Not eingekauftes
Wildfleisch - so konnten sich die Sänger bei seinem 80. Geburtstag am 4. Juni
1996 über die besten Stückchen von Wildspezialitäten freuen. Ein donnerndes
"Weidmannsdank" erhielt Sb. Rudolf Begle.
Diamantene Hochzeit von Sb. Felix Riedmann:
Nur ein Jahr lang mußte Sb. Felix Riedmann auf eine weitere
Abordnung des MGV Rankweil warten. War es im Jahre 1995 sein 90. Geburtstag, so
konnten am 7. Juni 1996 einige Sänger des MGV Rankweil die Diamantene Hochzeit
mit dem Ehepaar Riedmann feiern.
10 Jahre Basilika:
Die Mitwirkung bei der Meßgestaltung des LK Rankweil anlässlich
der Ernennung der Bergkirche vor 10 Jahren zur Basilika am 29. Juni 1996 führte
die Sänger auf den Liebfrauenberg.
Singen in der Valduna:
"Primar" Sb.
Saba Salvatore organisierte am 30. Juni 1996 die schon traditionelle Mitwirkung beim Gottesdienst
in der Valduna. Die anschließende Bewirtung und die ordentliche Bedienung durch
Sb. Saba Salvatore zeigten noch weitere Stärken dieser Führerpersönlichkeit
auf.
Letzte Probe Vereinsjahr 1995/96:
Mit deftigem Schweinebraten wurde am 2. Juli 1996 nach der
letzten Probe im Gasthof Frick in Muntlix gefeiert. Die Filmvorführung von Sb.
Erwin Nohr versetzte die Sänger in eine Zeit zurück, in der die Figur noch
schlank und rank und die Haare noch dicht waren. Mancher Sänger erkannte sich
selbst nicht mehr.
Familienausflug Gargellen:
Der Familienausflug nach GargeIlen am 13. Juli 1996 stand unter
dem Motto, "jedem Sänger seinen Fensterplatz im Bus". Der von Sb.
Helmut Hagspiel organisierte Ausflug hätte mehr Teilnehmer verdient. Dass der
Bus doch noch voll wurde, ist unseren Sängerfrauen und Kindern zu verdanken.
Erste Besprechung mit Chorleiter Sb. Hubert Allgäuer:
Nachdem anlässlich einer Vorstandssitzung im vergangenen Jahr
unser Chorleiter Sb. Josef Feßler gegenüber dem Vorstand den Wunsch äußerte,
der Ausschuss möge sich bitte um eine Nachfolge bemühen, wurde am 26. Juli 1996
mit Oberstudienrat Prof. Hubert Allgäuer ein erstes Gespräch über den möglichen
Chorleiterposten geführt.
Silberne Hochzeit Sb. Hubert Perle:
Termingerecht konnte eine Abordnung des MGV Rankweil Sb. Hubert
Perle am 20. August 1996 zur Silbernen Hochzeit gratulieren. Zwei Minuten
früher, und die Gratulanten wären vor verschlossenen Türen gestanden. Das
Jubelpaar kehrte gerade rechtzeitig von einer verspäteten Flitterwoche zurück.
Sängerausflug in die Wachau:
Vom 22. bis 24. August 1996 ging der MGV Rankweil auf große
Fahrt. Ziel war die wunderschöne Wachau. Wie schon beim Familienausflug konnte
jedem Sänger im Reisebus ein Fensterplatz angeboten werden. Die Anfahrt in die
Wachau war für die Sänger recht anstrengend. Anders ist sonst das Versäumnis
einiger Sänger, trotz mehrmaliger mahnender Worte unseres Vorstandes, das
Schiff von Melk nach Dürnstein in Dürnstein verlässlich zu verlassen, nicht zu
erklären. Vor allem unseren Vorstand Sb. Werner Kopf mußte es bedenklich
stimmen, war er einer derjenigen, die auf dem Oberdeck Ort und Zeit vergaßen.
Durch die Fahrkünste des über Rückenschmerzen klagenden
Buslenkers konnte dann doch die kleine Sängerschar in Krems vereint werden. Der
Abend wurde in Krems verbracht und die meisten Sänger gingen frühzeitig ins
Bett. Einige scharfe, heißblütige Sänger stimmten sich bei der im Hotel am
Tresen arbeitenden Barmaid schon auf die kommende, auf der Rosenburg
stattfindende Greifvogelschau ein. Der Weinort Retz mit der Novität, mehr
Kilometer Kellergewölbe als Straßenkilometer zu haben, lud dann am nächsten Tag
die durstigen Sänger in die Stadtkellerei ein. Außer Programm wurde im
Anschluss an die Kellerbesichtigung die Arbeitsstätte von pensionierten
Sangesbrüdern besichtigt. Sb. Kurt Kielwein und Sb. Otto Breuß bessern ihr
Pensionseinkommen jedes Jahr im Herbst bei einem Weinbauern in der Wach au auf
Eine kurze Stippvisite bei einem Kellerfest am Abend nutzte Sb. Heinrich
Keckeis fur vielleicht kommende politische Aufgaben. Der freundschaftliche
Kontakt zum niederösterreichischen Landeshauptmann Pröll wurde von Sb. Heinrich
Keckeis hergestellt. Bei Sekt und Gesang wurde die Möglichkeit eines
Gegenbesuches von Landeshauptmann Pröll nach Vorarlberg diskutiert. Eine
anschließende nochmalige Weinkellerbesichtigung führte bei einigen Sängern zu
sportlichen Höchstleistungen. Sb. Hubert Perle versuchte sich als Luis Trenker
und stürzte prompt vom größten Faß. Erst
anderntags auf der Rückreise nach Vorarlberg stellten sich bei Hubert Perle
arge Schmerzen im Brustbereich ein, sodaß bei der Mittagsrast in St.Georgen /
Attergau ein Arzt konsultiert werden mußte, der den Fassbezwinger halbwegs
schmerzfrei und reisefit machte. Die Folge dieses unrühmlichen Fasssturzes war
eine gebrochene Rippe.
Ansonsten war dies wieder ein wunderschöner u. erlebnisreicher
Sängerausflug, der vom allerdings abwesenden Tafelmeister Werner Bärnthaler
vorbildlich organisiert worden war.
Erste Probe mit neuem Chorleiter:
Am 10. September 1996 wurde unter Leitung des neuen Chorleiters
die erste Probe durchgeführt.
Jahreshauptversammlung der Vorarlberger Chorgemeinschaft:
Eine kleine Abordnung des MGV Rankweil nahm am 10. Oktober 1996
an der Jahreshauptversammlung der Vorarlberger Chorgemeinschaft teil.
2. November 1996 Der
Chronist
Überlegungen des (neuen/alten) Chorleiters (Hubert Allgäuer)
2. Nov. 1996 - JHV des Liederkranzes Rankweil
Einen Bericht - im Sinne eines Jahresberichtes - werden die
Sänger von mir verständlicherweise nicht erwarten können, dazu bin ich noch zu
wenig lange als musikalischer Trainer hier. Ein paar Überlegungen seien aber
gestattet, um die ersten Eindrücke, die ich gewonnen habe und einige
Vorstellungen für die Zukunft zu artikulieren.
Zunächst steht die heutige Jahreshauptversammlung unter dem
Eindruck eines Chorleiterwechsels, und ich persönlich bin zunächst beeindruckt
von der Geduld und der Ausdauer meines Vorgängers, des Kollegen Josef Feßler,
der diesen Verein doch 1 1/2 Dezennien musikalisch geleitet hat. Die beiden
Wörter Leiten und Leiden sind einander orthographisch sehr ähnlich, inhaltlich
gegensätzlich - wie manchmal das Leben, auch im Vereins-Leben. 15 Jahre
bedeuten viel Arbeit, bedeuten nicht nur Freuden -, manchmal Kampf und
vielleicht auch Krampf; nicht nur Lust, sondern dann und wann sicherlich auch Frust.
Ich freue mich für ihn und mit ihm, dass der Liederkranz ihm
auch die entsprechende und verdiente Wertschätzung zukommen lässt und hoffe
zuversichtlich, dass - wie das einmal im Leben so ist - längerfristig die
Erinnerungen an die sicherlich vielen schönen Stunden überwiegen mögen. Lieber
Josef, ich gratuliere dir herzlich zu deiner Ernennung zum Ehrenchorleiter des
Liederkranzes Rankweil.
Die jüngste Vergangenheit hat offenbar bei einigen Freunden und
Bekannten auch in Rankweil - eine unbeantwortete Frage hinterlassen. Wie ich
denn - und die begleitenden Adjektiva möchte ich an dieser Stelle aus Gründen
der Höflichkeit gegenüber dem Liederkranz weglassen - dazu gekommen sei, die
musikalische Leitung dieses Vereines (wieder) zu übernehmen. Wer meine Persönlichkeitsstruktur
näher kennt, weiß, dass man mich nicht überreden kann, höchstens überzeugen. Im
Klartext: Es war mein freiwilliger Entschluss, und die eigentliche Motivation
für mich, diesen Chor zu übernehmen, ist in der Tatsache zu suchen, dass ich
mich im Leben hin und wieder gerne einer Herausforderung stelle, und eine
solche sehe ich hier gegeben. Ich habe mir und damit gleichzeitig dem Verein -
eine Probezeit von etwa 2 Jahren eingeräumt.
Dass ich da aus früherer Zeit noch einige Sänger und Freunde
kenne, die mir meine Kündigung vor rund 20 Jahren offensichtlich nie
nachgetragen haben, hat diese meine Entscheidung durchaus mit-beinflusst. Zudem
war es für mich nicht allzu schwer, die Situation im Liederkranz halbwegs
realistisch einzuschätzen, weshalb ich auch kaum enttäuscht werden konnte und
meinen
Entschluss bislang nicht bereut habe. Im Gegenteil: Es gibt
einige Anzeichen, die mich mit einigem Optimismus in die Zukunft blicken
lassen:
Der Einsatz der Sänger ist recht positiv: Ich meine den Probenbesuch
im Allgemeinen, die Pünktlichkeit im Besonderen und die Probendisziplin. Die
lausigen 10 Schilling können es wohl nicht sein, dass die Sänger so pünktlich
und auch recht zahlreich in den Kultursaal strömen. Und Disziplin während der
Probe möchte ich auch nicht so tierisch ernst verstanden wissen, als dass nicht
gelegentlich - ich betone gelegentlich - eine Pointe der Marke Hagspiel oder
Rheintaler während der Probe nicht seinen Platz haben dürfte.
Das Sprichwort vom "Neuen Besen, der gut kehrt" trifft
für meine Person ja kaum zu, denn so neu bin ich für viele nicht, weshalb die
Hauptverantwortlichen hier auch wussten, worauf sie sich mit mir als Chorleiter
einließen. Wenn es stimmt, was mir von einigen Seiten zugetragen wurde, dass
die Sänger weitgehend mit Freude bei der Sache sind, dann wäre das nicht nur
ein großes Kompliment, sondern - von der Warte des Vereines aus betrachtet - im
Grunde eine wichtige, vielleicht die solideste Basis, um darauf aufbauend
höhere Ziele anzustreben.
Ich habe so meine Erwartungen, doch bin ich mir bewusst, dass
ich es mit einem Laien-Chor zu tun habe, und einem solchen sind Grenzen
gesetzt. Wer die Altersstruktur in diesem Verein allerdings einzuschätzen
vermag - und dazu braucht man nicht unbedingt zu diesem oder jenen
Geburtstagsfest an lässlich des 60. oder 80. geladen werden - der wird mir
recht geben müssen, wenn ich behaupte, dass es zunächst das wichtigste Anliegen
sein muss, den Verein zu verjüngen und einen Mitgliederstand zu erreichen, der
es möglich macht, auch etwas größere Ziele anzustreben, ich denke z. B. an ein
Opern-Konzert. Es müsste sich jeder Sänger die Mitgliederwerbung zu seinem
Anliegen - ich würde gern sagen: zu einem Herzens-Anliegen - für die Zukunft
machen. 2 neue Sänger in 2 Monaten scheinen da fürs erste vielversprechend, ist
aber erst ein Anfang.
Es geht auch nicht darum den Verein auf Biegen und Brechen
aufzublähen, mit Kollegen, die nur die Geselligkeit in einem Verein suchen. Was
wir brauchen, sind primär Sänger - und solche sind musikalisch für einen
Gesangsverein nur interessant, wenn sie auch regelmäßig an den Proben
teilnehmen können und wollen. Was wir nicht brauchen, sind "gesangliche
Unterseeboote", das sind solche, die nur hin und wieder auftauchen, um an
diesen oder jenen - meist geselligen - Anlässen teilzunehmen - um nicht zu
sagen partizipieren - wiewohl die gesellige Seite in einem Verein ihren
Stellenwert haben soll.
Ich habe auf das Weihnachtskonzert hin bewusst zwei Spirituals
in englischer Sprache mitgebracht. Nun kann ich es ja verraten: Es waren
sozusagen Testballons, mit denen ich die Reaktionen der Sänger prüfen wollte.
Und wenn mich der Eindruck nicht täuscht, hat der Liederkranz diese 1. Prüfung
gut bestanden. Es gibt natürlich einige, die mit der englischen Sprache anfangs
ihre Probleme haben bzw. hatten, desgleichen mit einem swingenden Rhythmus, der
nun einmal zu dieser Musik gehört. Grundsätzlich aber habe ich keine
Protesthaltung bemerken können, und dies bedeutet, dass man sich auch hier
bewusst ist, dass man sich dieser Art von moderneren Musik nicht wird
verschließen können, wenn man an die nächste Generation denkt - ich meine jene
unter 40 - die in diesem Verein vermehrt Fuß fassen sollten und die schließlich
Freunde und Kollegen ihres Alters vielleicht animieren, im Liederkranz
mitzumachen.
Das wird nun nicht bedeuten, dass wir uns ausschließlich der
modernen Welle verschreiben werden. Ich erhoffe mir allerdings eine Toleranz
gegenüber den verschiedenen musikalischen Gattungen. Es soll das Klassische
neben dem (echten) Volkstümlichen seinen Platz haben, das Geistliche neben dem
Weltlichen, das Traditionelle neben dem Modernen. Für mich bedeutet die Musikauswahl
zwar das schwierige Unterfangen, es allen Leuten recht zu machen, eine Kunst -
von dem das Sprichwort sagt - die niemand kann. Ich werde versuchen, den
richtigen Mix zu finden, und wenn den Sängern etwas gar nicht behagt, so
erwarte ich - wie es unter gestandenen Männern üblich sein sollte dass man die
Kritik oder die Wunschvorstellungen beizeiten und an der richtigen Adresse
anbringt. Ich bin jeder konstruktiven Kritik gegenüber offen, meinem
musikalischen Geschmack allerdings sind irgendwo Grenzen gesetzt. Es gibt für
mich so etwas wie eine "Gürtellinie des musikalischen Geschmacks",
unter die ich mich nicht begebe.
Unser nächstes musikalisches Ziel ist das Weihnachtskonzert, das
mit schnellen Schritten näher rückt, und für das wir verhältnismäßig rasch ein
halbes Dutzend neuer Lieder einstudiert haben. Die Lernfähigkeit der Sänger ist
überraschend gut, auch wenn - wie in jedem Chor - die sog.
"Zugpferde" nicht das Maß für den Fortschritt sind; darüber hinaus
ist noch einige Feinarbeit - besonders Feinabstimmung - zu leisten ist. Dem
Liederkranz fehlt für meine Begriffe doch noch einiges an Homogenität des
Klanges.
Für dieses Weihnachtskonzert habe ich Kontakt aufgenommen mit
dem Rankweiler Pianisten Michael Wocher - der sowohl im Klassischen als auch in
der Moderne - vor allem im Jazz - zu Hause ist. Seine Frau hat wie er das
Mozarteum abgeschlossen, und ist ganz hervorragend auf der Flöte - Blockflöte,
um genau zu sein - was im sakralen Raum bestens zur Geltung kommt und für
meinen Geschmack gut in ein Weihnachtskonzert passt. - Unser Nah-Ziel ist also
klar, und um das zu verwirklichen, wird noch einige Proben-Arbeit nötig sein.
Ich beginne mir zwar schon Gedanken zu machen über den nächsten musikalischen
Höhepunkt - sehr wahrscheinlich ein weltliches Konzert - möchte aber meine
Vorstellung zu einem späteren Zeitpunkt artikulieren.
Für die Zukunft erhoffe ich mir: Eine gute Zusammenarbeit - was
den Vorstand betrifft, eine entsprechende Mitarbeit - was die Sänger betrifft,
die sich äußern möge in einem entsprechenden Probenbesuch und nach Möglichkeit
in Mitgliederwerbung.
Chormeister Hubert
Allgäuer