Chronik 1957-58

 

Anlässlich der

93. Jahreshauptversammlung

am 12.10.1957 um 20Uhr30 konnte Vorstand Leo Breuß fast alle Sänger im Vereinslokal zur „Sonne“ begrüßen.  Sein besonderer Gruß galt unserem Ehrenvorstand German Rauch,  Ehrenchormeister Franz Ritter,  sowie dem Pressereferenten Dr. Abbrederis.  Hierauf folgte die Verlesung des Protokolls der letztjährigen Jahreshauptversammlung durch Schriftführer Alois Lins.  Anschließend gab Kassier Eugen Paulitsch seinen Bericht:  dem war zu entnehmen,  dass Paulitsch zu „haushalten“ versteht und mit reichem Beifall dankte ihm die Sängerschar.  Nach Berichten des Mitgliederwartes Ernst Ammann,  sowie des Chronisten Hugo Knecht dankte Vorstand Leo Breuß den Sachverwaltern für ihre Mühe und bat auch im neuen Vereinsjahr ebenso tüchtig mitzuarbeiten.  Chormeister Manfred Büchel gab ebenfalls einen ausführlichen Rückblick und betonte ganz besonders,  dass nur bei vollzähligen Probenbesuchen richtig wertvolle Arbeit geleistet werden kann.

Der 1. Vorstand ersuchte dann Sb. Hans Frick vorzutreten und überreichte ihm anlässlich der 25-jährigen Zugehörigkeit zu unseren Verein den silbernen Sängerring,  wobei er Sb. Frick als treuen,  pflichteifrigen Sänger lobte.  Nach dieser Ehrung verteilte der Vorstand die beliebten,  aber von wenigen erreichten Sängergläser an folgende Sänger:  Bechtold Otto,  Breuß Leo,  Breuß Otto,  Grabher Willi,  Knecht Hugo,  Paulitsch Eugen,  Riedmann Karl,   Sonderegger Albert und Speckle Josef.  Gleichzeitig wurden etliche Gutscheine für Sängergläser eingelöst.

Sehr erfreulich war die Aufnahme von 4 Sangesbrüder als aktive Mitglieder.  Basil Bertsch,  Alois Domig,  Josef Novotny und Dr. Karl Rohrer legten in feierlicher Form den Eid auf die Vereinsfahne ab.  Nach Überreichung des Vereinsabzeichens wurde jedem der Neuaufgenommenen nach „alter deutsche Väter Sitte“ zur Bekräftigung des Eides vom Tafelmeister der Pokal zum Trunke gereicht.  Über die Neuwahlen gibt es wenig zu berichten,  da alle Funktionäre sich einverstanden erklärten, auch im neuen Vereinsjahr ehre Arbeit im Sinne des Liederkranzes weiterzuführen.  Die eindeutige schriftliche Wiederwahl unseres 1. Vorstandes Leo Breuß und der seitens der Sänger dargebrachte Wunsch noch viele Jahre die Geschicke des Vereins als 1. Vorstand zu lenken,  ließ ihn wohl sicher seine Beliebtheit bei uns Sängern erkennen.

Vorstand Breuß gab noch bekannt,  dass Sb Franz Stab jun. Seine Mitgliedschaft beim Liederkranz zurückgelegt hätte. Während der Behandlung des Punktes „Allfälliges“ wurden bereits schon die heißen Schweinswürste aufgetragen und die hungrigen Sänger genossen mit wahrer Wohllust die schmackhafte „Beck-Spezialität“! Schluss der Jahreshauptversammlung 23.30 Uhr. Doch für einige Sänger war dies kein Zeitpunkt sich nach Hause zu begeben und auf Umwegen erreichten dieselben noch nach Mitternacht mittels 2 Autos die Netschel Hütte und hatten dort kurz gesagt noch eine „riesen Gaudi“ bis in die frühen Morgenstunden.

 

Gemeinsam mit den anderen Vereinen beteiligten wir uns am 3.11. an der Kriegerehrung auf dem Kirchplatz. Wir sangen den Chor „Den gefallenen Helden“ von Willy Verheyen.

 

Nach langer Krankheit, jedoch unerwartet rasch,  starb am 15. Nov. Bürgermeister August Fröhlich. Der Liederkranz beteiligte sich kooperativ beim Begräbnis am 19.11. Vorstand Leo Breuß legte einen Kranz nieder und wir sangen den  „Schottischen Bardenchor“. Bürgermeister Fröhlich war lange Zeit Mitglied unseres Vereins, jedoch in folge Arbeitsüberhäufung und Krankheit war es ihm dann nicht mehr möglich als aktiver Sänger bei uns mitzuwirken. Aber seine Verbundenheit zu uns Sängern, zeigte er immer indem er jede unsere Veranstaltung besuchte und stets für die Angelegenheiten  des Liederkranzes reges Interesse bekundete. Wir werden diesen hoch geachteten Mann nicht vergessen !

 

Am 26. November sangen wir am Grabe der Mutter unseres Sangesbruders Gebhard Matt, Frau Karolina Matt, „Taubenwirtin“.

 

Zur Nikolausfeier am 17.12. versammelten sich wohl sämtliche Sänger mit ihren Angehörigen im Gasthaus zur Krone. Nach dem Einleitungschor begrüßte Vorstand Leo Breuß die Versammelten und gab gleichzeitig die Spielregeln für das daraufhin folgende kleine Preisjassen bekannt. Jeder der Teilnehmer gab schon Tage vorher einen Preis im Mindestwert von Schilling 10.00 beim Herrn Vorstand ab und die Preise lagen alle schön verpackt und übersichtlich auf dem Klavier und manche Jasserin oder Jasser schielte des öfteren während des Spieles in jene Ecke und suchte sich in Gedanken schon eine der schönsten Preise aus. Aber leider war alles so gut verpackt, dass man nicht erkennen konnte was die Pakete beinhalteten. So gegen 22 Uhr wurden die letzten Trümpfe auf den Tisch gelegt und der Herr Vorstand mit einigen Helfern nahm sofort  die Verrechnung vor. Bei dieser großen Anzahl von Jassern brauchte dies natürlich eine geraume Zeit aber niemand langweilte sich in dieser Stunde. Endlich war es dann so weit. St. Nikolaus, dargestellt vom Chronisten, erschien mit lautem Schellengeläute und begrüßte die Sänger und ihre Angehörigen mit einem netten Gedicht. Sodann überreichte er dem Herrn Vorstand eine überdimensionale Rute und ein prächtiges Geschenkpaket. Ein zweites Geschenkpaket erhielt Chormeister Manfred Büchel als Anerkennung. Sodann öffnete St. Nikolo sein großes Buch und las daraus von den guten und bösen Taten der Sänger. Keiner wurde vergessen und mit dem entsprechenden Lobes- aber meist Adelsworten bedacht. Daraufhin wurde vom St. Nikolaus die Preisverteilung vorgenommen. Den ersten Preis erhielt Frau Leonie Ollmann,  eine Tochter unseres Vorstandes. Jeder konnte sich in der Reihenfolge ein Paket aussuchen. Kaufmann Hugo, der Mann mit der kleinsten Punkteanzahl erhielt den Trostpreis in Form einer „Mitternachtsvase“ gefüllt mit Würstchen und Senf – Mahlzeit! Interessant war mir, dass jene Sänger, welche den Jass-Sport speziell nach den Gesangsproben bis in die frühen Morgenstunden pflegen, bei diesem Preisjassen hauptsächlich unter „Ferner liefen“ in der Liste vermerkt waren. St. Nikolaus verabschiedete sich dann von der großen Sängerfamilie und in fröhlicher Runde verklang der wohl als gelungen verzeichnete Abend.

 

Eine große Anzahl von uns Sänger beteiligte sich am 10.12. beim Begräbnis der Schwiegermutter unseres Vorstandes Frau Cäcilia Griß. Wir sangen am Grabe den Chor „Über den Sternen“.

 

Das erste Liederkranzereignis im Jahre 1958 war der Sängerball am 12. Feber, traditionsgemäß am Vorabend des „Schmutzigen Donnerstags“. Infolge der noch immer herrschenden Saal-Schwierigkeiten in unserer Marktgemeinde beschloß die Vorstandschaft den Sängerball nur im kleinen Rahmen, d.h. also nicht öffentlich zu veranstalten. So versammelte sich dann die große Sängerfamilie im Hotel „Hoher Freschen“, dessen Räumlichkeiten für unsere interne Veranstaltungen sehr geeignet waren. Der Vorstand Leo Breuß sprach ein paar würzige Worte zur Begrüßung. Die Tanzkappelle „Egger“ aus Bludenz lockte sodann mit schmissigen Weisen sämtliche Jahrgänge aufs Tanzparkett. In der Zwischenzeit hatte auch die berühmte Familie Blocher die Instrumente gestimmt und mit tollen Schlagern verstanden sie die Zuhörer bestens zu unterhalten. Der älteste der Familie Blocher, Ludwig, unser Sangesbruder, ließ mittels einiger Witze unsere Lachmuskeln nicht zum Stillstand kommen. Hierauf spielte wieder das Tanztrio und ließ die Tanzwütigen voll auf die Rechnung kommen. Gegen 3 Uhr Früh verließen die letzten den „Freschen“ und diejenigen, ca. 10 an der Zahl,  denen der Schlaf Nebensache war, ließen sich bis 5 Uhr früh beim Vorstand Leo noch mit Kaffee oder Wein bewirten.

 

Nach langer, schwerer Krankheit starb Frau Lilly Ammann, die Gemahlin unseres Sangesbruder Walter Ammann. Bei der Beerdigung am 26. Feber beteiligte sich der Liederkranz kooperativ und sang am offenen Grabe.

 

Am 29. März beteiligten wir uns abermals an einem Begräbnis und  zwar gaben wir Herrn Josef Walser, dem Vater von  Sangesbruder Albert Walser, das letzte Geleit.

 

Kurze Zeit später, am 9.4. wurde die Mutter von Sb. Kaufmann Hugo zu Grabe getragen. Eine große Anzahl von Sänger nahm am Begräbnis teil und auch dieser hoch geachteten Frau sangen wir ein Grablied.

 

Wohl oder übel mussten wir uns zu Beginn des Monats April nach einem neuen Vereinsheim umsehen, nachdem uns der Besitzer des Probelokals zur „Sonne“,  die Mitteilung machte, dass er nun viel bessere Möglichkeiten hätte, unser Probelokal zu vermieten. Nun, so nahmen wir dann am Mittwoch, den 16. April Abschied von jener Stätte, welche uns jahrelang als Probelokal und Vereinsheim gedient hatte.

 

Unsere Vorstandschaft war nicht untätig geblieben und nach kurzer Aussprache mit den Besitzern des Hotels „Hoher Freschen  erklärten sich diese gerne bereit, Rankweils Liederkranz in ihre Räume einziehen zu lassen. Nach einigen aufklärenden Worten seitens unseres Vorstands, konnte Chormeister Manfred Büchel am Mittwoch, den 23.4. mit 44 Sängern die erste Probe im neuen Vereinsheim beginnen.

 

In den darauf folgenden Proben galt es hauptsächlich, die von unserem Chormeister zum Landessängertag in Bludenz gemeldeten Chöre einzustudieren. Am Sonntag, den 8. Juni war es dann soweit. Wir fuhren schon ziemlich früh nach Bludenz. Kurz nach 10 Uhr wurden wir auf die Bühne gerufen und sangen vor einer großen Zuhörermenge als erstes „Morgenruf“ von Paul Höffer und als zweites „Landsknechtlied“ von Franz Huber. Reicher Applaus belohnte unsere gute Darbietung und es schien fast so, als ob unser „Manfred“ ein wenig stolz auf uns wäre. Nach dem Mittagessen, welches uns in der Fohrenburg serviert wurde, nahmen wir am großen Festumzug teil. Nachdem das Festzelt geradezu beängstigend überfüllt war, beschloss unser Verein mit Festführer Ing. Neyer sich ins Gasthaus „Burgstalles“ zu begeben und dort selbst noch einige gemütliche Stunden zu verbringen. Diese Gemütlichkeit hielt bei einigen Sängern ziemlich lange an. Dies konnte man am besten aus den verschiedenen Ankunftszeiten verschiedener Sänger in Rankweil ersehen. Der größte Teil erreichte Rankweil in den frühen Abendstunden; die nächste Partie, das waren jene Sänger, welche nach dem Festumzug mittels Auto von und mit Walter Ammann bis nach Zug am Arlberg fuhren, erreichten nach Mitternacht ihr Zuhause. Zwei weitere Sänger landeten ganz vornehm mittels Taxi zwischen 2 und 3 Uhr in den heimatlichen Gefilden und die letzten zwei, die kamen wohl vor dem Lob ihrer Gattinnen mittels Nach- oder Frühzug – Ankunft 3.19 Uhr in Rankweil an. Des Chronisten Meinung ist, dass der Bludenzer Landessängertag für jeden Sänger ein Erlebnis war.

 

Einer Einladung folgend beteiligten wir uns am 22. Juni beim 20. Gau-Liederfest des Oberschwabengaues in Wangen im Allgäu. Diese Fahrt galt gleichzeitig als Vereinsausflug und so beteiligte sich fast der ganze Liederkranz. Die Jungsänger, welche immer auf einen 2-Tagesausflug pochten, ließen sich von ihrer Idee nicht abbringen und fuhren sogar am Vorabend schon nach Wangen mittels Privatauto. Am Sonntag-Vormittag traf dann der übrige Chor in Wangen ein und nach Beendigung des Hauptgottesdienstes gab unser Liederkranz auf dem Marktplatz ein großes Chorkonzert. Hunderte von Zuhörer lauschten, und gaben uns, den österreichischen Gästen, reichen Applaus. Chormeister Manfred Büchel hatte uns bestens auf dieses Chor-Konzert vorbereitet. Nach dem Mittagsmahl nahmen wir Aufstellung zum großen Festumzug. Als Auslandschor hatten wir die Ehre an der Spitze des Zugs zu marschieren.

Gleich hinter uns sollte der Kirchenchor Schaan Aufstellung nehmen,  aber die Liechtensteiner waren nicht erschienen und so machte der dafür bestimmte ‚Täfelebuab’ ein bekümmertes Gesicht.  Darum beschlossen SB Bergmann,  Ammann Walter und Gastsänger Litschauer aus Wien den Schaaner Kirchenchor zu vertreten,  mit dem Ergebnis,  dass die nach Tausenden zählenden Zuschauer ihren großen Spaß daran hatten und die 3 Sänger mit Blumen und Applaus überschütteten.  Im Anschluss an den Festumzug war dann im Stadion eine große Chorfeier.  Einen herrlichen Anblick bot der große Fahneneinmarsch.  Auch der Massenchor der dem Gau angehörenden Vereine war ein einmaliges Erlebnis.  Bei den Ansprachen wurden besonders die Gäste aus Österreich und Liechtenstein begrüßt,  wobei gerade die Liechtensteiner Vertretung ihren besondern Spaß hatte.  Nach dieser einmaligen Chorfeier begaben wir uns zum Haus unseres Festführers Herrn Müller und brachten ihm ein kleines Ständchen.  Hierauf fuhren wir auf Weisung Herrn Müllers nach ‚Waltershöhe’ außerhalb von Wangen.  Dortselbst verbrachten wir einige gemütliche Stunden und fuhren gegen Abend in Richtung Heimat,  d. h. vorerst mal nach Kressbronn in das uns allen bestens bekannte Weinlokal ‚zur Kapelle’.  Allzu schnell vergingen dort die Stunden des Gesanges und der Heiterkeit und in weinseliger Stimmung brachte uns der Bus der Fa. Barbisch ins nächtliche Rankweil.

 

In Ermangelung eines Saales waren wir gezwungen an Stelle eines Frühjahrskonzertes zu Beginn des Sommers ein Gartenkonzert im ‚Sternbräugarten’ zu veranstalten.  So hatten dann am Sonntagabend den29. Juni viele Sangesfreunde von unserer Einladung Gebrauch gemacht und nach dem Eröffnungschor „Morgenruf“ von Paul Höffer konnte Vorstand Leo Breuss ein ansehnliches Publikum willkommen heißen.  Wir sangen dann noch sechs (6) Chöre,  deren Kritik in Form eines Zeitungsausschnittes dieser Chronik beiliegt.  Im Anschluß unseres Konzertes spielte die Tanzkapelle „Mimosa  und allzu schnell setzte die Polizeistunde diesem gemütlichen Abend ein Ende.  Dies war die letzte Veranstaltung in unserem Vereinsjahr.  Unserem Chormeister Manfred Büchel sei herzlichst gedankt für seine Müh’ und Plag’,  die er mit uns hatte und dafür,  dass er es immer verstand,  mittels seiner Fähigkeiten und großen Könnens,  die Liebe zum deutschen Lied in uns hochzuhalten.

 

Während der Ferienzeit besuchte der Liederkranz Ailingen Rankweil und wir begrüßten am Sonntag den 10. August diesen großen, gemischten Chor am Marktplatz.  Die Ailinger gaben dann um 10Uhr30 ein Standkonzert.  Leider waren die Rankweiler Bürger nicht gerade in Massen erschienen,  doch die wenigen Zuhörer wurden keineswegs enttäuscht,  denn der Liederkranz Ailingen bot wirklich ein Konzert in vollendeter Form.  Nach dem Mittagessen,  welches von den Gästen in der Brauerei „Fulterer“ eingenommen wurde,  wollten die Ailinger unbedingt noch Höhenluft atmen und so fuhren sie Richtung Viktorsberg und verbrachten dort rech nette Stunden.  Vorstand Leo Breuss mit einigen Sängern begleiteten die Gäste nach Viktorsberg.

 

Am Freitag den 5. September wurde der Vater von SB Gebhard Matt,  der bekannte „Taubenwirt“ Viktor Matt zur letzten Ruhe geleitet.  Kooperativ beteiligte sich der Liederkranz und sang am Grabe den Chor „Über den Sternen“.

 

Unser Mitglied Dr. Karl Rohrer tat sich auch im besten Jünglingsalter den Zwang an zu heiraten.  Da kam natürlich der Liederkranz nicht umhin und brachte den Jungevermählten kurz nach Eintreffen von der Hochzeitsreise am Mittwoch,  den 10. September das beliebte Hochzeitsständchen dar.  Karl und seine angetraute Frau Elfriede freuten sich sehr darob und luden anschließend den gesamten Chor in den Gasthof „Bären“,  wo jeder Sänger bestens bewirtet wurde.  Herzlichen Dank Fam. Rohrer und der Liederkranz wünscht euch ein „schönes Einkommen – auskommen – und stramme Nachkommen“ für den gemeinsamen Lebensweg.

 

Unfassbar war die Kunde,  dass unser,  bei allen Sängern beliebte SB Leopold Hron,  bei einem Autounfall ums Leben kam.  Wir gaben unserem Poldi am 23. September das Trauergeleit und sangen an seinem Grabe „Stumm schläft der Sänger“.  Vorstand Leo Breuss ehrte diesen verdienten Sänger in der darauf folgenden Probe mit den Worten:  „ Sänger!  Mit großen Bedauern mussten wir wahrnehmen,  dass unser Senior des Liederkranzes,  Herr Leopold Hron einem Autounfall zum Opfer gefallen ist.  Heute vor acht Tagen begleiteten wir ihn kooperativ vom Trauerhause zum Gemeindefriedhof St. Michael.  Unser Leopold war im Jahre 1920 dem Liederkranz beigetreten.  Er wurde mit dem silbernen und goldenem Ehrenzeichen des Vorarlberger Sängerbundes ausgezeichnet und im Jahre 1957anläßlich des Sängerbundfestes in Bregenz wurde ihm der Ehrenbrief des Österreichischen Sängerbundes übergeben.  Im Jahre 1955 erhielt er durch den Liederkranz Rankweil den goldenen Sängerring. Es sind dies Auszeichnungen, welche nur wenigen Sängern gegönnt sind. Wie euch unser Ehrenvorstand German Rauch anlässlich der Grabrede bekannt gab, war es mein fester Wille, unseren Leopold anlässlich der Generalversammlung zum Ehrenmitglied zu ernennen. Hron war nicht nur ein ausgezeichneter Bass Sänger, er war auch ein guter Musiker, ein Kamerad, welches beispielgebend in seinem Alter war. Wir wollen seiner nicht vergessen!“

 

Anlässlich seines Vereinsausfluges am Sonntag, den 5.10. durch die Schweiz besuchte der Liederkranz Wangen im Allgäu auf der Rückreise Rankweil. Leider wurde uns keine schriftliche Ankunftszeit seitens der Wangener bekannt gegeben und so war es kaum möglich, dass unser Chor zu Begrüßung bereit stand. Trotzdem fand sich kurz darauf Vorstand Leo Breuß mit einigen Sängern im Gasthaus „Hoher Freschen“ ein und hieß die deutschen Sänger herzlich willkommen. Hierauf sprach Vorstand Ill vom Liederkranz Wangen einige treffende Worte und dann wurde dem Gesange keine Zurückhaltung auferlegt. Besonders Schulleiter Helmut Fischer verstand es, durch einige bestens vorgetragene Lieder die gute Stimmung der Gäste noch zu erhöhen und erntete stürmischen Applaus. Gegen 22 Uhr traten die deutschen Gäste die Heimfahrt an.

                                Stumm schläft der Sänger,

                               er ist nicht mehr.

                               Ein braver Sänger.

                               Wir trauern sehr.

                               Gib ihm den Frieden,

                               so flehen wir,

                               und immer hienieden

                               gedenken wir dir.

 

Urban Kaufmann, einer der besten Sänger, den der Liederkranz Rankweil jemals in seinen Reihen hatte, lebt nicht mehr. Er starb am 9. Oktober im Alter von 49 Jahren an den Folgen einer kurzen, schweren Krankheit.

 

Urban Kaufmann wirkte 26 Jahre als erster Bass Sänger in unserem Verein und war Träger des silbernen Ehrenzeichens des Vorarlberger Sängerbundes sowie des silbernen Sängerringes des Liederkranzes Rankweil. Besonders verdient machte er sich bei Operetten und Faschingsveranstaltungen. Leider verließ uns SB. Kaufmann vor 4 Jahren, da er nach Feldkirch übersiedelte und trat der dortigen Liedertafel bei. Am Sonntag, den 12. Oktober begleiteten wir ihn zu seiner letzten Ruhestätte auf den Liebfrauenberg. Unser Ehrenvorstand German Rauch wies in seiner Trauerrede darauf hin, dass Urban Kaufmann einmal den Wunsch äußerte, an seinem Grabe möge man eines seiner Lieder singen, mit denen er durch seine wohlklingende Solostimme viele Menschen erfreute. Und so sangen wir unter Leitung unseres Ehrenchormeisters Franz Ritter „Müde bin ich geh’ zur Ruh“. Den Solopart hatte Schulleiter Helmut Fischer übernommen. Nach der Gedenkrede des Vorstandes der Liedertafel Feldkirch Herrn Paul Kräutler, stimmten wir gemeinsam mit den Sängern aus Feldkirch den „Schottischen Bardenchor“ an. Keiner von uns wird Urban Kaufmann je vergessen. Er war ein guter Sänger, aber ein noch besserer Kamerad. Möge er in Frieden ruhen.

 

Unser langjähriges Mitglied Franz Mathies wurde am Sonntag, den 2. November nach langer, schwerer Krankheit zu Grabe getragen. Nebst der Bürgermusik und der Standschützen beteiligte sich auch unser Verein am Begräbnis und wir sangen als Abschiedsgruß den „Bardenchor“. Franz Mathies war 21 Jahre hindurch als aktives Mitglied bei unserem Liederkranz und sang im ersten Tenor. Seit dem Jahre 1954 war er unterstützendes Mitglied. „S’Fränzle“, wie er allgemein benannt wurde, war ein geselliger, humorvoller Sängerkamerad und trug bei Veranstaltungen oder Sängerausflügen wesentlich zur guten Stimmung bei. Wir Sänger werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren!

 

Zusammenfassend möchte der Chronist am Schluß des Vereinsjahres 1957/58 nochmals kurz festhalten, dass wir uns im abgelaufenen Vereinsjahr bei 9 Begräbnissen und 11 Veranstaltungen (Sängerfeste, Ständchen, Konzerte, ect.) beteiligten. Somit können wir auf ein reges Vereinsleben zurückblicken und hoffen, dass auch im neuen Vereinsjahr das deutsche Lied und die Sängerkameradschaft von uns Sänger gepflegt und hoch gehalten wird!

 

Rankweil, 8.November 1958                      Hugo Knecht, Chronist