Chronik Vereinsjahr
1956 / 57
Am Samstag den 13. Oktober 1956 um 20 Uhr 30 eröffnete
in unserem Vereinsheim der 1. Vorstand Adam Ölz nach dem Lied „Kling auf mein
Lied“ die
92. Jahreshauptversammlung
Seine
Begrüßungsworte gelten besonders Herrn Bürgermeister August Fröhlich und dem
Pressereferenten Herrn Dr. Abbrederis.
Mit kurzen Worten dankte Vorstand Ölz den Sängern für ihr zahlreiches
Erscheinen und gab einen Rückblick über das verflossene, arbeitsreiche Vereinsjahr. Anschließend verlas Schriftführer Leo Breuß
das Protokoll der letzten Jahreshauptversammlung, gegen deren Verfassung keinerlei Einspruch
erhoben wurde. Hierauf folgten
detailierte Berichte jedes Hauptkassiers,
Mitgliederwartes, Chronisten und
Chormeisters. Die Überreichung der Sängergläser
war wiederum eine Auszeichnung jener Sänger,
die einen lückenlosen Probenbesuch während des Vereinsjahres 1955/56
aufzuweisen hatten. Es waren dies: Breuß Leo,
Grabher Willi, Riedmann
Karl, Sonderegger Albert und Speckle
Josef. In dieser Jahreshauptversammlung
konnten auch zwei Sänger in den Verein aufgenommen werden. In üblicher feierlicher Form wurde den
Bäckermeistern Abfalterer Franz und Breuß Otto das Farbenband und
Vereinsabzeichen überreicht. Neo-Sänger
Abfalterer dankte mit einigen „lässigen“ Worten für die Aufnahme in den
Liederkranz und versprach auch im Namen von Breuß Otto fest zu Verein zu
stehen.
Höhepunkt der
Jahreshauptversammlungen sind immer die Neuwahlen. Diesmal schien sich manches zu ändern. Der 1. Vorstand Adam Ölz bat von einer
Wiederwahl abzusehen und brachte den bisherigen Schriftführer Leo Breuß als 1.
Vorstand zum Vorschlag. Alle Mitglieder
waren, wie das Ergebnis der
schriftlichen Wahl zeigte, mit diesem
Vorschlag einverstanden, und somit
übernahm Leo Breuß wohl oder übel die Funktion der 1. Vorstandes. In seiner großen Antrittsrede erbat sich
Vorstand Breuß besonders gute Zusammenarbeit und regelmäßigen Probenbesuch
aller Sänger.
Die Vereinsleitung
des Liederkranzes Rankweil setzte sich nach den Neuwahlen wie folgt zusammen:
1. Vorstand |
Breuß
Leo |
Chronist |
Knecht
Hugo |
2. Vorstand |
Ölz
Adam |
Mitgliederwart |
Ammann
Ernst |
1. Chormeister |
Büchel
Manfred |
1. Archivar |
Bechtold
Otto |
2. Chormeister |
Riedmann
Felix |
2. Archivar |
Kaufmann
Hugo |
Tafelmeister |
Gorbach
Alois |
Beiräte |
Felder
u. Sturm |
Schriftführer |
Lins
Alois |
Fähnrich |
Bertsch
Bruno |
Hauptkassier |
Paulitsch
Eugen |
Reisekassier |
Morscher
Richard |
u. vier
Hilfskassiere |
|
|
|
Anläßlich seiner 25
jährigen Vereinszugehörigkeit wurde unserem lieben Sangesbruder August Häusle
der silberne Sängerring überreicht.
Herzlich gratulierten ihm die Versammelten. Allfälliges war der letzte Punkt der
Tagesordnung wobei sich einige Debatten entwickelten, worüber der Schriftführer bereits schon
ausführlich bei der Verlesung des Protokolls der letzten Jahreshauptversammlung
berichtete.
Gegen Mitternacht
schloss Vorstand Leo Breuß die Versammlung und alle werteten mit knurrendem
Magen auf die angekündete Schweinswurst.
Wenn auch der Wurstlieferant,
Sangesbruder Josef Beck, nicht
anwesend war, so hat’s uns trotzdem
gemundet.
Die erste Probe im
neuen Vereinsjahr glich einer Voilprobe.
Sehr erfreulich für unseren Chormeister,
der dies n der Schwelle des neen Vereinsjahres sicher als gutes Omen
betrachtete. Andere hingegen
meinten, dieser vollzählige Probenbesuch
wäre nur dem angekündigtem Freibier, zu
welchen uns der Sternbräuwirt nach der Probe eingeladen hatte, zuzuschreiben. Dem im selben Gasthaus anwesenden Amerikaner Franz
Rauch, einem alten Rankweiler, sangen wir zu Ehren ein flottes Lied und er
entpuppte sich als hochherziger Spender eines Fässchen Biers. Alte aber immer wieder gern gesungene Chöre
brachten die Sängerrunde in gemütliche Stimmung und mancher spürte durch den
Biergenuss, dass er nun viel lauter
singen konnte als während der Probe. Die
Jungsänger im besonderen hatten ein gutes Sitzleder, aber auch einige verheiratete Sänger gingen
erst in der zweiten oder dritten Morgenstunde vielleicht ein wenig schwankend
aber mutig nach Hause. Einige Zeit
später war von gut unterrichteter Stelle zu erfahren, dass nach dieser durchzechten Nacht
Sangesbruder Otto, seines Zeichens
Bäckermeister, zu Hause angekommen vor
Müdigkeit auf dem Fußboden der Küche einschlief und brutal von seinen Gesellen
zur Arbeit geweckt wurde.
Die Ansicht des
Chronisten geht dahin, dass solch eine
Begebenheit, die ja ihren Ursprung im
Kreise der Sänger nahm, in unserer
Chronik notiert werden muss und gewiss die Zustimmung aller Sänger findet.
Am 4. November – Seelensonntag – fand die Heldenehrung
vor dem Mahnmal der Gefallenen beider
Weltkriege auf dem Kirchplatz statt. Wir
sangen erstmalig den sehr eindruckvollen Chor „An den Gefallenen“ von Willy
Verhegen.
Wir Sänger erachten
die Teilnahme an dieser schlichten Feier alljährlich als ehrenvolle Aufgabe.
Am 17. 11, feierte unser sehr verdienter Ehrenvorstand
German Rauch mit Gattin im Kreise ihrer Liegen das silberne Ehejubiläum. Der Liederkranz und der Musikverein brachten
darum dem Jubelpaar am Vorabend ein gefälliges Standchen. Unser Ehrenvorstand dankte mit herzlichen
Worten beiden Vereinen für das ihm und sener lieben Frau dargebrachte Ständchen
und übergab jedem Vereinsvorstand einen geschlossenen Briefumschlag (Inhalt S
500,-). Der Liederkranz begab sich
hierauf zu seinem Sangesbruder Hans Ilg – Gasthof Bären. Den Jungsängern gelang es die Töchter des
Jubelpaares zum Mitkommen zu bewegen und trotz einiger neidvoller Blicke
seitens älterer Sänger wurde der guten Stimmung keinen Abbruch getan. Die Stunden dieses Abends waren voller
Heiterkeit und echter
Sängerkameradscdhaft und entschwanden nur allzu schnell.
Rankweils Liederkranz sowie der Orchesterverein luden
am 25. November – abends – zu einem Gemeinschaftskonzert in den Saal des
Gasthofes ‚Löwen’. Dieser Einladung
hatten nicht nur Rankweiler, sondern
auch viele auswärtige Besucher Folge geleistet.
Dies zeigte neuerlich, dass sich
das Zusammentun dieser zwei Vereine zu einem gemeinsamen Auftritt bei der
Bevölkerung immer wieder besten Anklang findet
Unter Leitung von
Kapellmeister Alexander Dörr eröffnete der Orchesterverein das Konzert mit der
Ouvertüre „Die Schuldigkeit des 1. Gebotes“ von Mozart. Anschließend richtete unser Herr Vorstand Leo
Breuß herzliche Begrüßungsworte an das mit großem Interesse den Darbietungen folgende
Publikum. Sodann gab Chormeister Manfred
Büchel dem Liederkranz den Einsatz und wir brachten als erstes „Kling auf mein
Lied“ von Weber sehr gefällig zum Vortrag.
Orchester und Liederkranz wechselten in der Programmfolge und das
Publikum brachte seine Zufriedenheit stets durch herzlich bekundeten Applaus
zum Ausdruck. Die genaue Reihenfolge der
Darbietungen liegt in Form eines Programms der Chronik bei.
Gegen 22h war das
Konzert beendet. Im Anschluss daran war
Tanz und gemütliche Stimmung herrschte bis zur Polizeistunde. An diesem Abend haben, wie begeisterte Urteile aus dem Publikum
bezeugen, der Orchesterverein sowie
unser Liederkranz viele Freunde gewonnen.
Der 28 November war für unseren Liederkranz ein
Trauertag, galt es doch unserm langjährigen
Mitglied Josef Gorbach auf seinem letzten Wege Geleit zu geben. Vorstand Leo Breuß ehrte diesen stets
geselligen und lieben Sänger in der darauf folgenden Probe mit nachstehenden
Worten:
„Sänger! Kaum 2 Monate sind vorüber, seit wir unseren Sangesbruden Max Fritsche
zur letzten Ruhe begleiteten. Heute vor 8 Tagen gaben wir unserem Altsänger
Herrn Postamtsdirektor Josef Gorbach das letzte Geleit und als Abschied sangen
wir ihm den „Bardenchor“. Er soll im
Geiste noch weiter unter uns weilen. Josef war mit vorbildlichen Eifer ein treuer
Sänger. Zu seinem 70. Geburtstag wurde
er mit dem goldenen Ehrenzeichen des Vorarlberger Sängerbundes beehrt. In den 30er Jahren hat er bei Operetten als
Hauptdarsteller mitgewirkt. Zehn Jahre
führte er die Chronik mit viel geselligem Humor. Wir können ihm nur für alles den Dank zum
Ausdruck bringen. Zum Zeichen der Trauer
bitte ich die Sänger sich von den Sitzen zu erheben.“
Gez. Leo Breuß, 1. Vorstand
Einer unserer Sangesbrüder schien sich oft sehr zu langweilen
in seinem Dasein und so kam er denn in seinem gendlichen Unverstand zu dem
Entschluß zu heiranten. „Ne scharfe
Sache“ sagten sich seine Freunde, als Fähnerich Bruno Bertsch am 2.
Weihnachtsfeiertag mit seiner Auserwählten,
Frl. Edith Scharf, zum Traualtar
schritt. Traditionsgemäß stellte sich
dann auch der Liederkranz bereits schon am 2. Jänner vor seinem Heim in
Oberdorf Nr. 146 zu Hochzeitsständchen.
Sehr erfreut zeigten sich Bruno und Edith über unsere Darbietung und da
es ja furchtbar kalt war, trank jeder
rasch ein, zwei Schnäpse zu Erwärmung.
Fähnrich Bruno und Gattin luden uns anschließend ins Gasthaus Fulterer
zu einem Trunke. Einen netten, gemütlichen Abend verbrachten wir dortselbst
und man muß in dieser Hinsicht direkt bedauern so wenig Heiratssüchtige in
unserem Chor zu haben. Nochmals
herzlichen Dank dem jungen Ehepaar.
„Karneval am Rhein“ unter dieser Devise lud unser Liederkranz am
Vorabend des „schmutzigen Donnerstags“ zum traditionellen Sängerkränzchen. Ein elegantes Publikum begrüßte herzlich
applaudierend den Einzug der Sänger in den vollbesetzten Löwensaal. Vorausschreitend unser Faschingsprinz Ernst
von Bachmeyer mit Faschingsprinzessin Leonie Ollmann, eine Tochter unseres beliebten Vorstands Leo
Breuß. Nachdem das Prinzenpaar auf dem
Throne Platz genommen hatte, startete SB
Ludwig Blocher zu seiner humorvollen „Büttenrede“. Darauffolgend brachte der Liederkranz unter
bewährtet Leitung unseres Chormeisters Manfred Büchel „Zu Rüderheim in der
Drosselgass’“ zum Vortrag. Ein
besonderer Ohrenschmaus für das Publikum war gewiß das bekannte Lied „Im tiefen
Keller“, das Prinz Karneval mit seiner
wohlklingenden Bassstimme sang. Hierauf
eröffnete das Prinzenpaar den Tanz.
Inzwischen hob sich der Vorhang wieder,
eine Gitarristengruppe bestehend
aus langjährigen Mitgliedern unseres Chores und einigen netten jungen
Damen, stellen eine bunte Gesellschaft
zu sehr später Stunde dar, die sich den
Anordnungen des Dorfpolizisten in der Person des SB. Willi Grabher schon gar
nicht fügen wollte. Abermals folgte eine
Tanzeinlage und sodann öffnete sich der Vorhang zum Sketch „Camping am
Rhein“. Vertreter verschiedener Nationen
glossierten das Weltgeschehen. Zu dieser
Runde gesellte sich ein „Rankweiler Speltenbürger“, der Ortsgeschehnisse auftischte, sodass die Zuhörer großen Spaß hatten und
dementsprechend applaudierten. Die
Jungsänger mit ihren Partnerinnen konnten zufrieden sein mit dieser
Darbietung, nachdem ja auch jene Sänger
zufriedene Mienen zeigten, die während
der Probenzeit sehr skeptisch diesem „modernen“ Zeug, wie es ja bezeichnet wurde, gegenüberstanden. Besonderen Dank gebührt dem Verfasser dieses
Sketches, unserem SB Otto Sturm. Zum Schluß des Programms stellte sich der
gesamte Chor nochmals auf die Bühne und sang einige beschwingte
Rheinlieder, wobei das Publikum fest
mitsang und die schon im Saale herrschende gute Stimmung noch weiter
anschwellen ließ. Die Kapelle „Zanghellini“
spielte dann sehr fleißig zum Tanz und lockte durch schmissige Tanzweisen immer
wieder aufs Parkett. Der Saal leerte
sich erst in den frühen Morgenstunden.
Beim 10. Vorarlberger Sängerbundfest am 2. Juni in
Bregenz beteiligte sich unser Liderkranz mit ca. 45 Sängern. Wir fuhren bereits schon mit dem Zug um 5h27
nach Bregenz um vor Antritt des Wertungssingens unsere Stimmbänder durch eine
kurze Probe ein wenig aufzulockern. Bei
unserer Ankunft um 6 Uhr in der Landeshauptstadt herrschte schon reges Leben. Wir marschierten zur Hauptschule in der
Belrupstraße und begannen sofort mit der bereits erwähnten Probe. Um 7 Uhr 48 hatten wir uns beim Gösserbräu
einzufinden in dessen Saal das Wertungssingen für die Männerchöre
stattfand. It etwas Lampenfieber
betraten wir die Bühne und programmgemäß sangen wir zuerst den Chor „Pförtners
Morgenlied“ v. Geilsdorf und als zweites den mehr volkstümlichen Chor
„Postkutschenlied“. Die anwesenden
zahlreichen Zuhörer bedachten uns mit herzlichem Applaus. Die meisten unserer Sängerschar frugen sich
nun, zu welcher Benotung wird’s bei uns
wohl gereicht haben? Aber ein breites
Grinsen unseres Chormeisters ließ uns doch etwas Gutes erhoffen. Um 12h hatten wir gemeinsames Mittagessen im
Gasthaus Freihof. Nach dem sehr
schmackhaften Essen war Aufstellung zum Festumzug. Kaum je ein Festumzug hatte solch eine große
Teilnehmerzahl und auch eine solche Marschroute wie der in Bregenz und mit
einem Riesendurst erreichten wir den Festplatz beim Stadion. Hier folgten nun die üblichen Chorvorträge
und Ehrungen. Der Liederkranz Rankweil
war stolz auch einen Jubilar zu dieser
Ehrung stellen zu dürfen. Unserem liegen
Leopold Hron wurde anlässlich seiner 50jährigen aktiven Sängertätigkeit vom
Osterr. Sängerbund der Sänger-Ehrenbrief überreicht. Eine schöne Anerkennung für unseren
treuen, verdienstvollen Poldi Hron. Nach den Ehrungen wurden unter großem Beifall
die Wertungsergebnisse bekannt gegeben.
Rankweils Liederkranz war in der Gruppe B eingeteilt und erreichte in dieser
Gruppe die Note „sehr gut“. Eitel Freude herrschte unter uns Sängern über
das gute Abschneiden und bei Wein und Bier verbrachten wir einige frohe Stunden
im „Heidelberger Faß“. In unserem Kreise
weilte auch unser Festführer Herr Jefinet,
der etliche Liter Wein auftragen ließ und dadurch zur guten Stimmung
wesentlich beitrug. Kurz nach 9h abends
kamen wir in Rankweil an. Mehrere Sänger
erreichten kurz vor dem Verhungern oder Verdursten noch den Gasthof Bären und
sorgten tüchtig für ihr leibliches Wohl.
Doch dem war nicht genüge getan.
Vom „Bären“ ging’s in die „Krone“.
Voranschreitend wie ein siegreicher Gladiator mit Lorbeerkranz unser
verehrter Herr Vorstand. In der „Krone“
wurde es noch recht gemütlich. Die Uhr
schlug zwei als man auseinander ging.
Auf dem Heimweg war der Herr Vorstand immer der Meinung den Chronisten
„stützen“ zu müssen, doch dieser merkte
alsbald, dass nicht er der
„Gestützte“, sondern der „Stützende“
war. Mit dieser kleinen Episode sei nur
angezeigt, dass sich auch ein Herr
Vorstand mal irren kann!
Das geplante Frühjahrskonzert konnte leider infolge
der in unserer Marktgemeinde aufgetretenen Saalschwierigkeiten nicht
durchgeführt werden. Unser rühriger
Vereinsausschuß beschloß daher ein Straßensingen durchzuführen. Das 1. Straßensingen war am Mittwochabend den
12 Juni und zwar auf dem Konkordiaplatz und im Oberdorf – nähe Gasthaus
Fulterer. Leider glänzten mehrere Sänger
durch ihre Abwesenheit und so war die gewohnte „Klangfülle“, die unser Herr Chormeister immer bestens aus
uns herauszulocken versteht, arg
geschwächt. Aber die Zuhörer, zum Teil ausländische Gäste, spendeten regen Beifall und zufrieden
marschierten wir nach sechs vorgetragenen Chören ins Oberdorf. Dort aber schienen die Bewohner weniger
musikalisch zu sein, denn die sich
während unseres Gesanges eingefundenen Zuhörer waren, wie könnte man es anders nennen, eine karge Anzahl. Wir begaben uns hierauf zum „KASI“ – einem
alten Sänger, mit dem Vorsatz, uns mit etwas Flüssigem zustärken. Noch vor Mitternacht machten sich die
Mehrzahl unserer Sänger auf den Heimweg.
Bedauerlich war nur, dass keiner
der im Dunklen wartenden Sangesbrüder ihrem Vereinskollegen Bergmann zu Hilfe
eilte, als er sich abmühte seinen SIMCA
in Fahrt zu bringen, welcher durch
einige enorme Steine blockiert war. Ohne
Mitleid genossen der Fähnrich, der
Exarchivar, ein Beirat und andere diesen
Anblick.
Rankweil scheint für Sängerfahrten geographisch
betrachtet recht günstig zu liegen. Denn
auch in diesem Jahr hatte sich ein Gesangverein auf einen kurzen Besuch
angemeldet. Dies war die „Liedertafel
Vöcklabruck 1850“ die sich auf einer 3 Tage Fahrt befand und in Rankweil am
Sonntag Abend den 30. Juni, gegen 18 Uhr
30 von uns Sängern am Marktplatz empfangen wurde. Nach der Begrüßung nahm unser Herr Vorstand
die Quartierverteilung vor und um 20 Uhr 30 traf man sich im „Sternbräugarten“
zu einem gemütlichen Abend, zu dem auch
Rankweils Bevölkerung herzlichst eingeladen war. Vorstand Leo Breuß begrüßte mit herzlichen
Worten unsere oberösterreichischen Gäste,
sowie die an diesem sehr schönen Sommerabend zahlreich erschienen
Rankweiler. Unter Leitung unseres
Chormeisters Manfred Büchel brachten wir einige gefällige Chöre zum
Vortrag. Als nächstes sang dann die
Liedertafel Vöcklabruck, übrigens ein
gemischter Chor, unter Leitung des
Vorstandes und Chormeisters Dr. Straßl.
Die Vöcklabrucker fanden beim Rankweiler Publikum mit ihren gesanglichen
Darbietungen guten Gefallen und ernteten herzlichen Applaus. Zur Bereicherung des Programms brachte auch
während des Abends die Trachtengruppe Rankweil und Sangesbruder Josef Felder
einige Vorarlberger Tänze zur Aufführung.
Dr. Straßl dankte herzlichst für die von uns Sängern entgegengebrachte
Gastfreundschaft und überreichte unserem Herrn Vorstand das Vöcklabrucker
Stadtwappen in Form einer sehr hübschen Keramikarbeit mit der Einladung auf
Gegenbesuch in Vöcklabruck. Die Mehrzahl
unserer Gäste verließ gegen Mitternacht den Sternbräugarten und begab sich wohl
ziemlich müde in ihre Quartiere. Die
Vöcklabrucker Gäste besichtigten anderntags vor ihre Abfahrt unsere Bergkirche
und mir den besten Eindrücken verließen sie Rankweil und Richtung Heimat.
Zum zweiten
Straßensingen am 3. Juli trafen wir Sänger uns am Bahnhofsplatz. Auf diesem verkehrsreichen Platz war es sehr
schwer für uns zu singen. Doch die
zahlreichen Zuhörer spendeten dankbar Applaus.
Vom Bahnhof weg marschierten wir Richtung Unterdorf und am
Rauchbrunnenplatz erwarteten uns etliche Zuhörer. Unter der bewährten Führung unseres Herrn
Chormeisters Büchel ließen wir abermals unsere Stimmen erschallen und auch hier
wurde herzlichst applaudiert.
Anschließend gab uns Vorstand Leo Breuss im Gasthaus ‚Rössle’ die
letzten Details für den bevorstehenden Ausflug bekannt.
Bei herrlichem
Sommerwetter starteten wir am Sonntag,
den 7. Juli zum Sängerausflug.
Ein Barbisch-Autobus, ein
Kleinbus von Toni Matt sowie Sb. Bergmann mit seinem SIMCA führten uns vorerst
in den Bregenzer Wald bis Hitisau. Auf
dem dortigen Kirchplatz sangen wir einige Chöre und Leitung unseres
Chormeisters Manfred Büchel und überaus zahlreiche Zuhörer geizten nicht mit
herzlichem Beifall. Im Gasthaus ‚zum
Kreuz’ wurde das Mittagessen serviert.
Dort verstanden es vier Jungsänger,
sich beim Essen sehr günstig zu platzieren und während andere noch an
der Suppe löffelten, verließen sie
bereits schon den letzten Bissen kauend,
unbemerkt den Speisesaal in Richtung Schwimmbad. Eine halbe Stunde lang dauerte das Vergnügen
der ‚Vier Unfolgsamen’ und es schien so,
als ob man schon zur Weiterfahrt auf sie gewartet hätte. Jedoch die Tadelsworte, die einige ältere Sänger vermeinten
aussprechen zu müssen, verfehltenganz
ihre Wirkung an den vier Schwimmern.
Weiter ging die Fahrt über die herrliche Bärentobelbrücke, Grenzübergang
Aach bis Oberstaufen. Die Sonne
brannte unbarmherzig und der Durst war wohl bei allen das gleiche Problem, das aber in Oberstaufen schnellstens gelöst
wurde. Frisch gestärkt, mit frohem und lustigem Gesang fuhren wir
dann weiter, dem schönen Alpsee entlang
nach Immenstadt. Während des dortigen
dreistündigen Aufenthalts war es jedem belassen was er machen wollte. Der größere Teil des Chores machte eine
Stadtbesichtigung, während andere, mit Badehose ausgerüstet, sich vom Kleinbus zum kleinen Waldsee bringen
ließen. Zurück fuhren wir dann über die
Deutsche Queralpenstrasse und erreichten beim Grenzübergang Hohenweiler wieder
unsere Vorarlberger Heimat. Nach kurzer
Rast beim Grenzgasthof ging’s dann weiter bis Lustenau. Im Gasthof ‚Bären’ war für uns das Abendessen
serviert. Vorstand Leo Breuss hielt eine
kurze Ansprache und betonte dass somit das Arbeitsjahr für uns Sänger mit
diesem Ausflug abgeschlossen sei und dankte allen Mitgliedern und Funktionären
für ihre willige Mitarbeit. Sb. Lins
würdigte hierauf die Verdienste unseres beliebten Vorstandes und dankte ihm
namens aller Sänger für die umsichtige und gewissenhafte Leitung unseres
Liederkranzes während des ganzen Vereinsjahres.
Nun sollte der gemütliche Teil beginnen,
aber die überaus große Hitze während des ganzen Tages hatte uns müde gemacht
und so beschloss man einen kühlen Biergarten aufzusuchen. Aber selbst dort, im ‚Lustenauer Hof’ wollte keine richtige
Stimmung aufkommen und so fuhren wir dann heim zu, müde,
aber mit der Überzeugung einen sehr schönen Tag erlebt zu haben. Nochmals besten Dank unserem Herrn
Vorstand, der diesen Sängerausflug
bestens organisiert hatte. Mit besondern
Stolz können wir in unserer Chronik
vermerken, dass auf unsere Einladung
hin, Bürgermeister August Fröhlich an
unserer Fahrt teilnahm und dadurch als ehemaliger aktiver Sänger seine
Verbundenheit zu uns Sängern erneut kund tat.
Am Sonntag, den 4. August feierte der ‚Männergesangverein
Muntlix’ seinen 50-jährigen Bestand. Die
Teilnahme unseres Liederkranzes als Nachbarverein war selbstverständlich. Wir marschierten nach dem Mittagessen von
unserem Vereinsheim ab nach Muntlix und trafen uns dort mit den anderen am Fest
teilnehmenden Vereinen zu Festumzug. Es
war ein sehr heißer Sonntag und der Festumzug war zur Zufriedenheit aller
Sänger nicht allzu lang. Auf dem
Festplatz, beim Schulhaus, begrüßte Bürgermeister Mittelberger die
Sänger. Sodann wurden die einzelnen
Vereine auf die Bühne gebeten. Wir
sangen ‚Gruß and die Alpen’, sowie
‚Pförtners Morgenlied’ unter Leitung unseres 2. Chormeisters Felix Riedmann. Nicht nur unser 1. Chormeister, sondern auch etliche Sänger befanden sich zu
dieser Zeit im Urlaub und somit konnten wir nur mit ca. 25 Sängern an diesem
Fest teilnehmen.
Die sehr karge
Anzahl der Unverheirateten in unserem Chor hat sich während der Ferienzeit noch
weiter vermindert. Gleich zwei Sänger
desertierten von ihrem Junggesellendasein.
Aber trotz Heirat in der Ferienzeit kamen diese zwei um das Hochzeitsständchen
nicht herum, dann am Samstag den 28.9.
begab sich der Liederkranz vorerst zu ihrem treuen Sänger und Reisekassier
Richard Morscher und gratulierte ihm und seiner lieben Frau in Form dreier
netter Chöre. Hierauf begaben wir uns
zum nächsten Ständchen in die Hinterletze.
Unser langjähriger, charmante
Fähnrich Gerhard Bertsch und seine liebe Angetraute dankten herzlich für unsere
wohlwollendes Gratulationsständchen. Die
beiden jungen Ehepaare luden uns hierauf in den Gasthof zum STERNEN, wo uns reichlich Bier vorgesetzt wurde.
An diesem Abend gab
es noch eine sehr nette Überraschung.
Der von einer schweren Operation wieder genesene Vorstand Leo Breuss
bracht in Form einer kleinen Ansprache unserem Sb. Willi Breuss und seiner
anwesenden Gattin zu ihrem silbernen Ehejubiläum die besten Glückwünsche des
Liederkranzes entgegen. Froher
Gesang, kühles Bier und Wurst und Brot
gaben dem Abend eine recht gemütliche Note.
Den Ehepaaren Breuss, Bertsch und
Morscher herzlichen Dank!
Somit endet der Bericht des Chronisten über das verflossene Vereinsjahr
1956/57. Ein Jahr kameradschaftlicher
Zusammenarbeit zwischen Vorstand,
Chormeister und Sängern. Möge
diese Zusammenarbeit auch im kommenden Vereinsjahr weiterhin zum Wohle unseres
Vereins bestehen!
Rankweil, 12.10.1957 Hugo
Knecht, Chronist